SPD in Langgöns

Zukunft gemeinsam gestalten!

Erinnerungen von Heinz Ulm

Heinz Ulm erinnert sich 1995 zur Geschichte der SPD Langgöns

In Lang-Göns gab es keine Schülergruppe "Die Falken". Allerdings gab es Einzelmitglieder in Gießen und Wetzlar. Diese nahmen zum Teil noch an großen FALKENTREFFEN teil, so u.a. auch 1934 an dem großen Treffen in Prag.

Es gab allerdings eine Gruppe Jugendlicher, die sich den "Drei Veilchen" anschloß, einer Jugendorganisation der SPD, die allerdings nicht mit den heutigen "Jungsozialisten" zu vergleichen sind. Der bekannteste Lang-Gönser Vertreter war Willi Merz und als Neuzugezogener Franz Krämer.

Dies war den Lang-Gönser Sozialdemokraten nicht ausreichend und sie beauftragten 1929 den SPD-Gemeindevertreter Wilhelm Rudolph (Großvater von Gunter Bieneck) und das von Holzheim zugezogene SPD-Mitglied Wilhelm Görlach, eine Sportlergruppe zu bilden, die sich dem Arbeiter-Turn- und Sportbund (ATSB) anschließen sollte. Dieser Arbeiter-Turn- und Sportbund stand der SPD nahe.

Es langte nur für eine Sparte, nämlich Fußball. Der Versuch, auch eine Turnabteilung zu gründen, scheiterte, da die Turnerjugend bereits im Turn- und Sportverein aktiv war, obwohl sie sich mit der SPD verbunden fühlte (Otto Artz, Norbert Grünebaum, Wilhelm Dreier u.a.). Von den damaligen "roten Fußballern" - so nannte man sie - sind fast noch alle bekannt und ein Großteil lebt heute noch (Otto Stoffel - er war Zeugwart -, Willi Bergk - langjähriger Vorsitzender der Fußballer nach der Neugründung 1947), Albert Ruth, Willi Schmidt, Eugen Naumann, Otto Fuchs (jetzt Berlin), Willi Dechert, Karl Opper, W. von Mohr, W. Nesseldreher, der ein guter Torwart war und in Butzbach wohnte.

Der kurz vor Jahreswechsel 1929/1930 gegründete Fußball-Club hatte es in Lang-Göns sehr schwer. Insbesondere von Handballern und vielen Passiven des TSV wurden anfangs Schwierigkeiten gemacht. Dank des tatkräftigen Einsatzes des Gemeindevertreters Wilhelm Rudolf gab die Gemeinde ein Wiesengrundstück an der Hardt frei. Auf dem damaligen Turnplatz (heute steht dort das Feuerwehrgerätehaus) spielten die Handballer. Das Grundstück an der Hardt wurde in Regie der Mitglieder des Fußball-Clubs hergerichtet, damit es für Training und Spiele benutzbar war.

Zu Beginn gab es in Lang-Göns keine Gaststätte, die bereit war, den Fußballern ein "Vereinslokal" zur Verfügung zu stellen. August Krämer, Mitbegründer der SPD Lang-Göns und Mitglied des Fußball-Clubs, eröffnete ein Vereinslokal. Da die Fußballer auch ein geselliger Verein waren, versuchten andere Gastwirte die Fußballer abzuwerben, was allerdings nicht gelang. Inzwischen hatte sich die Stimmung der Bevölkerung nach den vorhandenen sportlichen Erfolgen gewandelt. Dies traf allerdings nicht zu auf die Anhänger und Mitglieder der NSDAP in Lang-Göns, die nach wie vor die roten Fußballer bekämpften.

Damals fuhr auch kein Bus, PKW standen nicht zur Verfügung; so wurde halt mit dem Fahrrad gefahren. Auf der Längsstange und auf den Gepäckträgern wurden noch Zuschauer mitgenommen. Auch ich zählte zusammen mit Otto Stoll, Kurt Decker, Walter Schwan, Kurt Philipp u.a. zu denen, die auf dem Fahrrad mitgenommen wurden, weil wir bei Heimspielen beim Abstreuen mithalfen, die etwas älteren Jugendlichen auch ab und zu als Linienrichter zur Verfügung standen.

Ab 1932 wurden die Lang-Gönser von Anhängern der Nazis nach einer Niederlage mit Schmährufen empfangen, angespuckt und auch geschlagen. Die noch lebende Witwe von unserem Torwart Nesseldreher hat mir erzählt, daß ihr Mann mehrere Mal auf dem Nachhauseweg geschlagen worden sei (von Lang-Gönser sportlich passiven, aber aktiven Nazis). Die SA, verstärkt durch Großen-Lindener, war stärker. Das Spiel mußte abgebrochen werden. Die sporttreibenden Arbeitersöhne waren eben Klassenfeinde.

Nach dem Januar 1933 (30. Januar 1933: Ernennung von Adolf Hitler zum Reichskanzler) wurden die Schwierigkeiten immer größer, selbst ein Training war kaum noch möglich. Da wurde der Fußballclub am 22. Juni 1933 aufgelöst; den Kassenbestand brachte man auf 0,-- Reichsmark, die Schuhe, Bälle usw. waren nicht mehr zu gebrauchen, das grün-weiße Trikot konnte man nicht mehr anziehen.

Es war auch praktisch der letzte Termin für diese Selbstauflösung, denn am 21. Juni 1933 wurde die SPD verboten und die Funktionäre verhaftet. Bei den Lang-Gönser Fußballern war nichts mehr zu finden, sogar das Leder für die Reparatur von Schuhen und Bällen war bei Otto Stoffel nicht mehr da. Es war inzwischen beim Schuster August Hofmann in der Obergasse (Schwiegervater von Rudi Meister), der es gut verwerten konnte. Hofmann war ein Gründer der SPD in Lang-Göns, und wenn die Lang-Gönser Nazis ein gutes Hirn gehabt hätten, wären sie auf diesen Namen gekommen.

Die alten Fußballer von 1933 halfen 1947 mit, die neue Abteilung "Fußball" im TSV Lang-Göns zu gründen. Gegen diese Leute war man auch noch 1947 skeptisch, und die Abt. Fußball mußte die Kasse selbst führen und ihr Vorstand war für Fehlbeträge verantwortlich. Sie haben es geschafft, insbesondere Dank Willi Bergk und Franz Krämer.

Heinz Ulm.